Emily St. John Mandel – Das Glashotel [Rezension]
Und schon wieder ein Buch welches im Vorfeld in den höchsten Tönen gelobt wurde. Man sollte meinen, ich würde aus Fehlern lernen, aber manchmal erweisen sich ja auch die Vorschlusslorbeeren als berechtigt.
Über „das Glashotel“ war überall zu lesen wie wunderbar und vollkommen die Erzählung ist – ein Meisterwerk und eine Pflichtlektüre… wenn das keine guten Gründe sind, das Buch zu lesen!
Inhalt / Klappentext
Ein Luxushotel an der westlichen Küste Kanadas, jenseits der großen Fenster das Meer, Inseln, die Vegetation des Nordens. Ein Refugium für gestresste Städter, für die junge Barkeeperin Vincent aber ein Ort mit schmerzhaften Erinnerungen. Als eine alle Anwesenden erschütternde Botschaft auf eine der Scheiben der Lobby geschmiert wird, ergreift sie die Gelegenheit und geht mit dem Investor Jonathan Alkaitis nach New York. Was sie nicht weiß: Alkaitis Vermögen beruht auf Betrug, und als er untergeht, reißt er seine Anleger mit hinab in die Tiefe, und Vincents Leben wird ein weiteres Mal in unvorhergesehene Fahrwasser gelenkt.
Meine Meinung
Dieses im Vorfeld sehr gehypte Buch stand schon lange vor Erscheinen auf meiner Leseliste und ich habe mich sehr auf diese Lektüre gefreut. Das Cover ist außerordentlich gelungen und strahlt eine Sehnsucht aus, von der man sich erhofft, sie im Buch wiederzufinden.
Eingeteilt ist das Buch in 3 Teile bzw. einzelne Kapitel.
Die Erzählung springt aber ständig zwischen Zeiten und Erzählern, so dass es anfangs eine Weile gedauert hat, bis ich in die Geschichte gefunden habe. Normalerweise mag ich das Springen zwischen Zeiten, hier hat es meinen Lesefluss leider nur gestört.
Die Sprache Emily St. John Mandels ist wunderbar und von Bernhard Robben übersetzt, präzise und poetisch schön.
Mit der Story hatte ich leider große Probleme.
Erzählt wird die Geschichte von Vincent, der Schwester und ihrem (Halb)Bruder Paul, der durch Drogenkonsum und daraus resultierenden Problemen aus der Bahn geworfen wird und sich mäßig erfolgreich als Musiker versucht.
Auch Vincents Leben ist kompliziert, sie ist irgendwie ständig getrieben und als sie den reichen Investor Alkaitis kennenlernt, zieht sie mit ihm nach New York. Hier spielt sie seine Ehefrau, heiratet aber nicht.
Daß Alkaitis Reichtum lediglich auf einem Schneeballsystem beruht, erfahren wir schnell und auch dass alles sehr bald auffliegt.
Hier hat sich die Autorin den realen Fall des Bernhard L. Madoff zum Vorbild genommen, dessen Schneeballsystem im Jahr 2008 aufflog. Ein Fall der damals weltweit Aufsehen erregt hat. Viele Prominente und große Stiftungen hatten Madoff vertraut und zum Schluss belief sich der entstandene Schaden auf über 65 Milliarden Dollar.
Wer mehr dazu lesen mag, hier der Link zu einem Artikel zu dem realen Fall Madoff.
Als sich die Verhaftung Alkaitis abzeichnet, lässt Vincent erneut alles hinter sich und wird Köchin auf einem Schiff, auf dem sie am Ende auch stirbt – dies ist kein Spoiler, da es bereits auf der ersten Seite des Buches erwähnt wird.
Mich hat die komplette Handlung nicht überzeugt. Sprachlich ist sie wunderbar geschrieben, aber mir fehlt der Fokus und ein roter Faden.
Mein Eindruck: die Autorin war so sehr damit beschäftigt, etwas Ungewöhnliches zu schaffen, um an vergangene Erfolge anzuknüpfen, dass sie die eigentliche Geschichte des Romans aus den Augen verloren hat.
Mich hat sie in der Hälfe des Romans verloren und auch der Versuch gegen Ende noch einmal Spannung aufzubauen, konnte mich nicht mehr zurückholen.
Für viele Blogger und Rezensenten war das Buch ein Jahreshighlight, mich haben seine Charaktere und die Erzählung leider weder erreicht noch berührt.
Fazit
Kann man lesen, muss man aber nicht – so lässt sich das Buch für mich am besten zusammenfassen. Ich lese sehr gerne Gegenwartsliteratur und mag anspruchsvolle Erzählungen, doch mit diesem Roman wurde ich leider nicht warm und deshalb: keine Leseempfehlung von mir.
Vielleicht hätte ich mir den ersten Satz des Buches zu Herzen nehmen sollen: „Beginne am Ende“.
Mehr zum Buch
„Das Glashotel“ ist am 30.08.2021 im Ullstein Verlag erschienen. Es hat 400 Seiten und kostet als gebundenes Buch EUR 23,00 – link zum Buch bei Genialokal*
Das Buch wurde mir vom Ullstein Verlag durch bilandia zur Verfügung gestellt, dies hat meine Meinung nicht beeinflusst. Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.
weitere Bloggerstimmen zum Buch
Du willst zukünftig keinen Beitrag mehr verpassen? Dann freue ich mich, wenn du meinen Blog abonniert. Einfach unten deine Mailadresse eintragen und diese dann bestätigen. Vielen Dank!
One Comment
soerenheim
Wirklich ein gräbt sich das Buch auch nicht. Ohne deine Erinnerung hätte ich es schon fast wieder vergessen…