Romane

Claudia Schumacher – Liebe ist gewaltig [Rezension]

Triggerwarnung – Der Debütroman von Claudia Schumacher „Liebe ist gewaltig“ handelt von häuslicher Gewalt.

Ein Thema welches leider viel zu selten thematisiert wird und das immer unter den Tisch gekehrt wird. Jede 3. (!!) Frau in Deutschland wird Opfer von physischer oder psychischer Gewalt, oft im häuslichen Umfeld. Die letzten Jahre der Pandemie haben die Situation noch weiter verschärft.

Inhalt / Klappentext

Juli wächst in einer Vorzeigefamilie auf: Die Eltern sind Rechtsanwälte, sie ist Klassenbeste. Doch in der Kleinstadtvilla herrscht das Grauen. Der Vater drillt die Kinder auf Leistung, prügelt sie und seine Frau. Juli wird älter, fordert ein Ende der Gewalt, deren Realität von der Mutter vehement abgestritten wird. Einzig ihre Brüder und eine Maus geben Halt. Doch wie kann man sich befreien, wenn man weder den Eltern noch den eigenen Erinnerungen traut? Die Befreiung gerät zum Feldzug – gegen die Eltern und das eigene Ich. Drei Jahrzehnte folgen wir Juli, die mit aller Macht versucht, die Deutungshoheit über ihr Leben zu erlangen.

Meine Meinung

Dies ist eines der Bücher welches ich nicht mehr aus der Hand legen wollte, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Es erzählt die Geschichte von Juli und wirft einen Blick hinter die perfekte Fassade vieler Familien. Denn häusliche Gewalt assoziiert man normalerweise mit einem problematischen Elternhaus, Armut und geringer Bildung. In Familien der Mittelschicht kann das doch nicht sein, oder? Aber genau diese Geschichte erzählt Claudia Schumacher, die perfekte Vorzeigefamilie, die eigentlich das pure Grauen ist. Der Vater, erfolgreicher Anwalt drillt seine vier Kinder auf Erfolg, ist cholerisch und schlägt sowohl seine Frau als auch seine Kinder. Die Mutter schaut weg und beschwichtigt und so sind die Kinder auf sich alleine gestellt.

Das Buch ist eingeteilt in 3 Abschnitte. Im ersten Abschnitt ist Juli ein Teenager und ist wegen eines versuchten Suizids in einer Rehaklinik, zwischen Frauen mittleren Alters und Rentnern. Brutal und schonungslos erleben wir Julis Alltag. Julis schnodderige und oft auch derbe Art ist manchmal beim Lesen schwer auszuhalten, aber spiegelt gut den Zustand ihrer Seele. Besonders erschüttert hat mich hier aber die Gleichgültigkeit der Mutter.

Im zweiten Teil ist Juli gerade erwachsen, lebt in Berlin und verdient ihr Geld als Profigamerin. Sie hat es zwar geschafft, sich örtlich und finanziell von ihrer Familie zu lösen, emotional ist sie aber immer noch in der Vergangenheit gefangen.

Der dritte Teil zeigt wieder eine andere Juli, jetzt gutsituiert in der Schweiz lebend, scheinbar ist ihr Leben perfekt – aber auch hier: der Schein trügt.

Mich hat das Buch sehr berührt und lange beschäftigt. Es hat mich sowohl gefesselt, als auch berührt. Gewalt in der Familie ist ein schwieriges Thema, Claudia Schumacher schafft in „Liebe ist gewaltig“ die Balance zwischen einem (unterhaltsamen und spannenden) Roman und schonungsloser Schilderung einer schwierig auszuhaltender Situation. Ein großen Anteil daran hat die wunderbare „Sprachgewalt“ über die die Autorin verfügt.

Fazit

Ein starker Roman der mich sofort in seinen Sog gezogen hat.“Liebe ist gewaltig „ist ein Buch, bei dem man sowohl Lachen als auch Weinen kann- rundum ein perfektes Debüt!

Für mich ein Lesehighlight diesen Jahres, auch wenn ich mit Juli nicht warm werden konnte, aber auch das gehört glaube ich zu ihrer Rolle in diesem Roman.

Unbedingte Lese- oder auch Hörempfehlung!!

Mehr zum Buch

„Liebe ist gewaltig“ ist im Mai 2022 im DTV Verlag erschienen. Es hat 376 Seiten und kostet als gebundene Ausgabe EUR 22,00 – Link zum Buch bei Thalia*

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