Takis Würger – Noah – Von einem, der überlebte [Buchvorstellung]
Als ich gefragt wurde, ob ich Lust hätte, Noah vorab zu lesen, habe ich sofort zugesagt. Schon das letzte Buch von Takis Würger – Stella – hat mich sehr berührt. Ich hatte Das Glück das Buch vorab und vollkommen unvoreingenommen lesen zu dürfen, worüber ich im Nachhinein sehr froh war.
Inhalt / Klappentext
Noah Klieger war 13, als er sich während der deutschen Besatzung Belgiens einer jüdischen Untergrundorganisation anschloss und half, jüdische Kinder in die Schweiz zu schmuggeln.
Noah Klieger war 16, als er im Morgengrauen als Häftling in Auschwitz ankam, bei Minusgraden.Noah Klieger hatte noch nie geboxt, als am Tag seiner Ankunft im Konzentrationslager gefragt wurde, ob sich Boxer unter den Häftlingen befänden und seine Hand nach oben ging. Die tägliche Sonderration Suppe für die Mitglieder der Boxstaffel von Auschwitz ließ ihn lange genug überleben.
Noah Klieger war 20, als die Konzentrationslager befreit wurden. Er hat drei Todesmärsche und vier Konzentrationslager überlebt in einer Zeit, in der ein Wort, eine gehobene Hand oder ein Schritt den Tod bedeuten konnten oder das Leben. Auch in den dunklen, eiskalten Stunden fand er Hoffnung, fand er Kämpfer für den Widerstand gegen die Deutschen, fand er Verbündete, die mit ihm Kartoffeln stahlen, fand er einen Arzt, der ihm das Leben rettete, fand er List und Glück und einen letzten Laib Brot.
Takis Würger erzählt die Lebensgeschichte des Noah Klieger – von seiner Kindheit im Frankreich der 1920er Jahre, seinem Überleben in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten bis zu seinem Engagement für die Staatsgründung Israels. Der Bericht eines großen Lebens – atemberaubend gut erzählt. Eine Geschichte, die nicht vergessen werden darf.
Meine Meinung
Mein erstes Kennenlernen von „Noah“
Das erste Mal das ich etwas über das Buchprojekt Noah gehört habe, war fast genau vor zwei Jahren. Am 15.02.2019 war ich hier in Karlsruhe bei einer Lesung von Takis Würger, bei der er sein damals aktuelles Buch „Stella“ vorstellte.
Schon in „Stella“ taucht Noah ganz kurz in einer kleinen Szene auf. Bei der Lesung verriet Takis Würger dass sein nächstes Buch die Lebensgeschichte von Noah Klieger erzählen würde und berichtete ein wenig über seine Treffen mit Noah Klieger.
Zum Buch
Noah ist kein Roman. Noah ist die Erzählung des ungewöhnlichen Lebens von Noah Klieger. Auf 150 Seiten erzählt Würger sehr sachlich und präzise, aber gerade deshalb berührend, die Geschichte von Noah Klieger. Das Buch startet mit der Ergreifung von Noah durch die Nazis und erzählt die Leidenszeit Noahs in Ausschwitz, den qualvollen Weg bis zur Befreiung aus diesem grausamen Lager und sein ebenso gefährliches und spannendes Leben danach. Seine Fahrt auf der Exodus ebenso wie sein Engagement gegen das Vergessen!
Gelesen habe ich das Buch in einem Rutsch, teilweise mit Tränen in den Augen.
Es ist ein wichtiges Buch, weil es die Aufzeichnung eines Augenzeuges dieses schrecklichen Kapitels unserer Geschichte ist. Leider sterben die Zeitzeugen langsam aus und deshalb ist es umso wichtiger, dass sie gehört werden. Es ist wichtig, dass ihre Berichte festgehalten und niedergeschrieben werden! Auch Noah Klieger ist Ende 2018 in Israel gestorben.
Ganz besonders ergreifend fand ich die Fragen, die sich Noah Klieger am Endes des Buches stellt. Über sechs Seiten stellt Noah Fragen, die einerseits sehr simpel sind, aber oder gerade deshalb, sehr an die Nieren gehen! Ich hatte beim Lesen dieser letzten Seiten Gänsehaut.
Hier ein kleiner Auszug der gestellten Fragen:
S. 145…. „Wieso folgt ein Volk einem dahergelaufenen Anstreicher, einem Österreicher, der aussieht wie eine Karikatur?“….
S.146… „Wie kann ein normaler Mensch begreifen, dass er plötzlich in der Hölle ist?“….
S.148 …„Was haben die Juden denn getan? Was war so schlimm an Adolf Jandorf und seinem KaDeWe?“ ….“Was hat Heinrich Heine den Deutschen getan? Was war Kafkas Verbrechen?“
Dies ist nur ein ganz kleiner Auszug der Fragen und beim Niederschreiben der Fragen bekomme ich schon wieder eine Gänsehaut und mir stehen auch wieder die Tränen in den Augen.
Im Nachwort meldet sich Takis Würger zu Wort, der sich während der Erzählung sehr zurückgenommen hat. Aber nicht nur er hat ein Nachwort zum Buch geschrieben, sondern auch Alice Klieger, die Nichte von Noah, kommt zu Wort. Ebenso Sharon Kangisser Cohan die Herausgeberin der Zeitschrift Yad Vashem Studies und Leiterin des Eli and Diana Zborowski Centre for the Study of the Aftermath.
Fazit
Absolute Lese- und Herzensempfehlung. Dieses schmale Buch ist atemberaubend und sollte wirklich jeder lesen – gegen das Vergessen!
Mehr zum Buch
Noah ist im Penguin Verlag erschienen, hat knapp 200 Seiten und kostet EUR 20,00 als gebundene Ausgabe- link zum Buch bei Thalia*
3 Comments
Connie
Das klingt total toll. Vielen Dank für die wunderbare Buchvorstellung.
Das Buch hatte ich mir auch bereits vorgemerkt. Takis Würger erzöhlte auf der Buchmesse davon und ich war gleich davon angetan.
orfe1975
Vielen Dank für diese eindringliche Rezension! Ich hatte schon von „Stella“ gehört, es aber (noch) nicht gelesen und „Noah“ hatte mich neugierig gemacht vom Klappentext her, wobei mich offen gesagt dass unscheinbare Cover etwas abgeschreckt hat. Aber nach Deiner tollen Rezi ist es definitiv auf meiner To-Read-Liste gelandet! Ich finde Zeitzeugenberichte gerade aus dieser Zeit auch sehr wichtig, vor allem mit einer so besonderen Geschichte wie die von Noah.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag!
Viele Grüße
orfe1975
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