Thriller & Krimi

Guillermo Martínez – Der Fall Alice im Wunderland [Rezension]

„Der Fall Alice im Wunderland“ ist der zweite Krimi von Guillermo Martínez. „Die Oxford Morde“, die ich vor einigen Wochen besprochen habe, bildeten sein Krimi-Debüt. Beide Romane wurden mehrfach ausgezeichnet und der Roman „Der Fall Alice im Wunderland“ stieg sogar in der spanischen Bestsellerliste direkt auf Platz 2 ein.

Hier sind die Romane eher unbekannt. Vollkommen zu unrecht, denn sie sind sowohl klug, als auch unterhaltsam und spannend geschrieben.

Inhalt / Klappentext

Die ehrwürdige Oxforder Lewis-Carroll-Bruderschaft ist einer Sensation auf der Spur: Aus dem Tagebuch des weltberühmten Schöpfers von „Alice im Wunderland“ ist eine bis dato verschollene Seite aufgetaucht, die Brisantes offenbart. Doch bevor die Bruderschaft den Fund veröffentlichen kann, geschehen mehrere Morde, die durch das literarische Universum von Lewis Carroll inspiriert zu sein scheinen. Auch in ihrem zweiten Fall müssen Logik-Professor Arthur Seldom und sein junger argentinischer Mathematik-Doktorand scharfsinnig kombinieren, um den rätselhaften Fall zu lösen.

Meine Meinung

Der Roman startet ruhig und Martínez holt erst ein wenig aus, bevor es richtig spannend wird. Das ist aber bei diesem Thema auch notwendig. Seldom nimmt den jungen Doktorand G. mit zu einer Sitzung der geheimen Lewis-Carroll-Bruderschaft, die sich mit der Biografie des Autors von „Alice im Wunderland“ wissenschaftlich beschäftigt. Mir geht es wie G. – viel wusste ich nicht über Lewis Caroll bzw. Charles Lutwidge Dodgson. Ausser, dass er „Alice im Wunderland“ geschrieben hat und ein etwas „problematisches Verhältnis“ zu jungen Frauen hatte.

Bei eben dieser Sitzung der Bruderschaft wird bekannt, dass eine verschwundene Seite des Tagebuchs von Carroll/Dodgson aufgetaucht ist, welche eventuell ein lange gehütetes Geheimnis lüften kann. Doch kurz darauf verunglückt die Studentin, die die Seite gefunden hat, tödlich. Und als nächstes setzt eine Mordserie im Dunstkreis der Lewis-Carroll-Bruderschaft ein, die anscheinend von dem Roman „Alice im Wunderland“ inspieriert ist.

Wie bereits im ersten Band, spielen auch hier wieder die Mathematik und die Logik eine wichtige Rolle. Allerdings stehen sie nicht mehr so im Fokus wie im ersten Band. Dreh- und Angelpunkt dieses Buches ist das Geheimnis um den Autor Carroll / Dodgson. Die Geschichte ist wie ein klassischer Kriminalfall a la Sherlock Holmes aufgebaut und es hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht mitzurätseln. Die Spannungsbögen sind perfekt ausgearbeitet

Besonders interessant fand ich den realen Hintergrund und die Geheimnisse zur Person von Lewis Carroll, welche natürliche mit Fiktion verwebt waren. Ich mag es, wenn ein Stückchen – mir unbekannter – Realität in Romanen verarbeitet ist und ich parallel zur Lektüre im Internet Hintergrundinformationen recherchieren kann.

Mir hat dieser kluge und schlüssige Kriminalroman zum miträtseln noch besser gefallen als der vorherige Roman.

Fazit

Intelligente Kriminalunterhaltung auf hohem Niveau, sehr britisch und teilweise sogar philosophisch. Man merkt, dass Martínez hier seine eigenen Erfahrungen als Mathematik-Doktorand in Oxford einfliessen lässt. (Steht das G. eventuell auch für Guillermo 😉 ?)
📚📚📚📚📚 von 📚📚📚📚📚 für einen Kriminalroman der mich sowohl sehr gut unterhalten hat, als auch zum nachlesen und miträtseln gebracht hat – was will man mehr?

Mehr zum Buch

Das Buch ist im Mai 2020 im Eichborn Verlag erschienen. Es hat 320 Seiten und kostet als broschierte Ausgabe EUR 16,00 – Link zum Buch bei Thalia

Der Vorgängerroman wurde ebenfalls im Eichborn Verlag neu aufgelegt (im passenden Design) – Link zu meiner Rezension

One Comment

  • Wissenstagebuch

    Hallo Vera,

    das Buch habe ich auch im Blick. Hört sich definitiv so an, als ob es dir gefallen hätte! Ich bin durch eine Besprechung im Spiegel darauf aufmerksam geworden. Besonders interessiert mich die Thematik, weil ich nach dem Lesen von „Alice in Wonderland“ in diesem Jahr auch zum Autor recherchiert hatte und auf viele Ungereimtheiten gestoßen bin. Spannend, dass sich der Autor des Themas gleich mal als Krimi angenommen hat.

    Viele Grüße
    Jana

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