Ellen Sandberg – Das Geheimnis [Rezension]
Alle Bücher, die Inge Löhning unter ihrem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht hat, sind fast identisch aufgebaut: es gibt einen Gegenwartsstrang und einen Geschichtsstrang der Vergangenheit.
Das macht meiner Meinung nach, ihre Bücher sehr spannend. Diese beiden Stränge ziehen sofort in die Geschichte hinein und lassen den Leser miträtseln.
„Der Verrat“, das erste Buch, das ich von Ellen Sandberg las hat mich sofort begeistert und ich war begierig jetzt das neue Buch zu lesen.
Inhalt / Klappentext
München, 2020. Ulla ist eine starke Frau, obwohl sie es nie leicht hatte. Ihre Mutter Helga verließ sie als Neunjährige. Warum? Das weiß sie bis heute nicht. Helga ist der dunkle Fleck auf Ullas innerer Landkarte. Erst als das Leben sie auf den Moarhof am Chiemsee zurückführt, entdeckt sie, dass dort Antworten auf sie warten – auf Fragen, die sie jahrelang verdrängt hat.
Moosleitn am Chiemsee, 1975. Helga lebt in einer Kommune auf einem idyllisch gelegenen Bauernhof. Als Künstlerin ist sie für ihre düsteren Werke bekannt, deren wahre Bedeutung sich niemandem erschließen. Denn nur sie weiß, welche Erinnerungen sie quälen. Und dass sie als junge Frau eine Entscheidung treffen musste, die sie sich bis heute nicht vergeben kann.
Meine Meinung
Hier meine aktuelle Buchbesprechung zu : „Das Geheimnis“
Hauptperson der Geschichte ist die gerade 60 Jahre alt gewordene Ulla, die mit 9 Jahren von ihrer Mutter Helga verlassen wurde, die sehr früh danach unter merkwürdigen Umständen starb.
Luise, die zweite Protagonistin lebte in den70er Jahren gemeinsam mit Helga in einer Art „Kommune“. Inzwischen Luise Rentnerin und lebt immer noch am gleichen beschaulichen Ort in Bayern.
Ulla, sich gerade in einer Art Lebenskrise befinden, möchte plötzlich mehr über ihre Mutter erfahren und ihr eigenes Leben neu ordnen. Deshalb beschließt sie in das kleine Haus zu ziehen, welches früher ihrer Mutter gehörte (Warum dieses knapp 50 Jahre leer stand, wird nicht weiter geklärt. Aber Geld scheint in Ellen Sandbergs Romanen sowieso nie eine Rolle zu spielen 😉 )
Das hört sich zunächst interessant und spannendend an.
Die Erzählung zieht sich nur leider sehr in die Länge und Handlung mit Erzählweise ähneln immer mehr einem Groschenroman, anstatt einem Spannungsroman.
Luise trauert noch immer dem Leben nach, welches sie hätte haben können, wären Krieg und die Vertreibung nicht gewesen. Zu oft fällt die Floskel „falsches Leben“ in diesem Roman, ich habe das Zählen irgendwann aufgegeben.
Die ewig enttäuschte und ihrer Kindheit nachtrauernde Luisa bleibt blass und vor allem unglaubwürdig.
Ihre Idee, dass ihr eigentlich ein Leben in Luxus zustände, welches ihr durch Flucht und vor allem durch die Mutter genommen wurden, machen sie dem Leser zunehmend unsympathisch.
Ausführliche Make-up Schilderungen, Kleider und Nagellackfarben ermüdeten mich und halfen dieser Hauptfigur nicht lebendig zu werden.
Auch die anderen beiden Protagonistinnen Helga und Ulla wurden immer unglaubwürdiger.
Dieser ganze Roman wirkt auf mich zu konstruiert und zu sehr nach Erfolgs-Schema F geplottet. Da helfen weder Kindheitstraumata noch die gegenwärtigen Alltags-Probleme – sie überzeugen mich nicht.
Schade, das Thema der Kriegsvertriebenen hat mich immer sehr interessiert und hätte das Potential für eine große Familiensaga geben können.
Fazit
Leider ist es so, das bisher schlechteste Buch von Ellen Sandberg geworden.
Alle Figuren blieben blass und unglaubwürdig und der eigentliche Plot zog sich über lange Strecken in die Länge. Von Spannungsroman ist hier leider keine Rede
Mehr zum Buch
„Das Geheimnis“ ist im Oktober 2021 im Penguin Verlag erschienen. Es hat 432 Seiten und kostet EUR 20,00 – Link zum Buch bei Genialokal
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